News
Wohnungslosigkeit beenden – Housing First
neunerhaus setzt seit 2012 Housing First in Wien um und hat seither vor und hinter den Kulissen wesentlich zur Entwicklung fachlicher Standards beigetragen. Housing First gilt mittlerweile als Benchmark für die Beendigung von Obdach- und Wohnungslosigkeit in Europa und ist Mainstream-Modell in der Wiener Wohnungslosenhilfe. Unser Rückblick auf 2023.
„Nachdem die letzte U-Bahn um 00:30 gefahren ist, war es damals noch möglich, in der Station zu schlafen. Bei den Rolltreppen kommt warme Luft herauf, es ist trocken und man hat ein Dach überm Kopf“, erzählt Josef P. von seiner Zeit der Obdachlosigkeit. Seit 2023 hat er dank neunerhaus wieder ein Zuhause: „Es ist eine Erleichterung. Ich konnte am Anfang fast nicht schlafen, weil es hier so ruhig ist.“
Wohnkosten steigen, Teuerungen drücken auf die Einkommen. Heute geben Österreichs Mieter*innen durchschnittlich knapp 30% ihres verfügbaren Einkommens für Wohnen und Energie aus. Bei Haushalten mit geringem Einkommen ist es fast die Hälfte. Leistbarer Wohnraum wird immer mehr zu Mangelware. Wohnungslosigkeit und prekäre Wohnsituationen sind schon lange keine Randphänomene mehr – sie reichen bis mitten in die Gesellschaft. Auch zunehmend jüngere Menschen sind aufgrund der gestiegenen Mietpreise mit Wohnungslosigkeit konfrontiert.
Wohnen ermöglichen, wohnen unterstützen, wohnen erhalten
Seit 25 Jahren setzt sich neunerhaus dafür ein, dass leistbares Wohnen für strukturell benachteiligte und ausgegrenzte Menschen langfristig möglich wird – jenen Menschen, die obdach-, wohnungslos oder armutsgefährdet sind, wenden wir uns dabei besonders zu.
In den drei neunerhaus Wohnhäusern und über Housing First und Mobil betreutes Wohnen stellt neunerhaus leistbares Wohnen für immer mehr Menschen sicher. 1.338 Menschen wurden so 2023 beim Wohnen unterstützt ‒ davon 357 Kinder.
Um mehr dauerhaft leistbaren Wohnraum der Zielgruppe zur Verfügung stellen zu können, kooperiert neunerimmo, ein Tochterunternehmen von neunerhaus, mit 28 Bauträgern und Akteur*innen der Immobilienbranche. Denn eine eigene Wohnung ist das wirksamste Mittel gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit. Bei Housing First erhalten die Menschen eine Wohnung mit eigenem Mietvertrag und Unterstützung durch ein interdisziplinäres Betreuungsteam. 2023 konnte neunerimmo 70 Wohnungen mit direktem, langfristigem und leistbarem Mietvertrag an ehemals obdach- und wohnungslose Menschen vermitteln.
Auch nach dem Einzug unterstützen die Teams von neunerhaus Housing First und Mobil betreutes Wohnen die Bewohner*innen. Sie beraten bei prekären finanziellen Lebens- lagen und helfen bei der Bewältigung von Krisen – so kann die Wohnung langfristig erhalten werden. 93 % der Mieter*innen leben nach drei Jahren nach wie vor in ihrer Housing First-Wohnung. Das Soziale Wohnungsmanagement von neunerimmo unter- stützt durch Sicherungsinstrumente wie dem Mieten-Monitoring dabei, eine langfristige Wohnperspektive zu erhalten.
Nur gemeinsam mit Kooperationspartner*innen gelingt es, einen Beitrag zur Beendigung von Wohnungslosigkeit zu leisten und langfristig leistbaren Wohnraum für all jene zu schaffen, die strukturell benachteiligt oder ausgegrenzt sind. Daher danken wir allen Partner*innen, gemeinsam mit uns systemisch wirksam zu sein.
Ein gemeinsames Projekt, das die Wirksamkeit von Kooperationen unterschiedlicher Akteur*innen zeigt, ist die Initiative housing first österreich der BAWO, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Nach dem Housing First-Ansatz werden bundes- länderübergreifend leistbare Wohnungen aus dem gemeinnützigen und privaten Sektor vermittelt. Finanziert vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und in enger Zusammenarbeit mit Bauträgern und Sozialorganisationen, werden österreichweit bis Herbst 2024 mehr als 1.000 Menschen aus der Wohnungslosigkeit in die eigene Wohnung begleitet. neunerimmo fungiert in Wien als wichtige Schnittstelle zwischen Immobilienbereich, Sozialbereich und öffentlicher Verwaltung. neunerimmo bietet eine Soziale Wohnungsverwaltung und gemeinsam mit neunerhaus und anderen Sozialorganisationen umfassende Sozialarbeit, um das Wohnen in den eigenen vier Wänden zu unterstützen.
Gemeinsam Krisen Bewältigen
Ein schneller (Rück-)Weg in die eigenen vier Wände ist das Wichtigste, um Menschen, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen sind, nachhaltig zu helfen. Bei neunerhaus denken wir seit jeher Gesundheit und Soziales zusammen. Unsere Erfahrung zeigt, dass prekäre Wohnverhältnisse krank machen – körperlich und psychisch. Neben den eigenen vier Wänden braucht es daher auch psychosoziale Betreuung der Nutzer*innen. Das leistet neunerhaus Housing First und Mobil betreutes Wohnen mit einem interdisziplinären Betreuungsteam, in dem neben Sozialarbeiter*innen und Peer-Mitarbeiter*innen auch Fachkräfte für psychosoziale Gesundheit arbeiten